Warum sie stattfindet und was ihr entgegenzusetzen ist
Vortrag und Diskussion organisiert von der Beratung Kollektiver Hausen Magdeburg mit Peter Samol im Rahmen der Woche der Hausprojekte 2022
Magdeburg, Donnerstag, 29.09.22 18:30 Uhr
Mitmischen, Maxim-Gorki-Straße 40
Ein Dach über dem Kopf ist ein menschliches Grundbedürfnis. Aber bezahlbaren Wohnraum zu finden, wird immer mehr zum gravierenden Problem. Seit Jahren folgen die Preise am Immobilienmarkt einem ungebrochenen Aufwärtstrend.
Immobilien haben in unserer Gesellschaft eine Sonderstellung inne: Sie sind zugleich Anlageobjekte und lebenswichtige Gebrauchsgüter. Diese Kombination findet sich bei keiner anderen Ware. Während hohe Preise für typische andere Anlageobjekte – etwa Aktien, Gold oder neuerdings auch Kryptowährungen – niemanden stören, der oder die nicht in sie investiert, haben hohe Immobilienpreise gravierende Folgen für Normal- und Geringverdiener*innen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.
Wie ist es dazu gekommen? Alles fing mit den enormen Geldmengen an, die in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt zur Krisenbekämpfung in die Welt gesetzt wurden. Dieses Geld sucht ständig nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Aber Aktien, Gold und Co. sind mittlerweile überbewertet und daher nicht mehr besonders attraktiv. Daher drängt das Geld massenhaft in den Immobiliensektor und treibt hier speziell die Bodenpreise in ungeahnte Höhen. Das wiederum macht den Bau von bezahlbarem Wohnraum betriebswirtschaftlich uninteressant. Geboten ist für die Wohnungsunternehmen vielmehr die Errichtung von Wohnungen für Vermögende, um mit entsprechend hohen Miet- oder Verkaufseinnahmen die Anschaffungspreise für das Bauland wieder herein zu holen.
Was ist angesichts dieser Lage zu tun? Ein bundesweiter Mietendeckel ist keine schlechte Idee, wäre aber nur eine kurzfristige Lösung. Langfristig sollte der Boden dem Markt entzogen werden, denn sein Preis ist der Haupttreiber der Immobilienkosten. Stattdessen sollte Bauland vom Staat in Erbpacht vergeben werden. Ferner ist zu überlegen, ob Wohnraum nicht in erster Linie durch Genossenschaften, zweckgebundene Stiftungen und andere gemeinnützige Träger verwaltet werden sollte.
Dr. Peter Samol ist Soziologe und freier Journalist. Schreibt Bücher und für die Wochenzeitung „Jungle World“ sowie für die Monatszeitung OXI und für die Zeitschriften „Streifzüge“ (Wien) und „Krisis“ (Nürnberg). Wohnt mit seiner Familie in Herford/NRW zur Miete.
Gefördert durch den Fonds Soziokultur sowie den Studierendenrat der Universität Magdeburg.